Biorhythmus
Unter natürlichen Bedingungen wechseln sich
bei marinen Fischlarven aktive Futteraufnahme und Ruheperioden (bzw.
Verdauungsphasen) periodisch ab mit in der Regel guten Wachstumsraten. Unter
Aquakulturbedingungen gibt es kontroverse Diskussionen über
Beleuchtungsdauer und Futterangebot, bis hin zu 24h Dauerbeleuchtung mit
ständiger Verfügbarkeit von Futter. Aus Feldversuchen gibt es klare Hinweise auf
einen tagesperiodischen Rhythmus bei den Trypsinaktivitäten (siehe Abbildung
unten); für
die wichtigen Aquakulturarten gibt es zur Tagesperodizität jedoch nur wenige und
nicht sehr schlüssige Daten. Da Fischlarven in der Regel opportunistisch fressen
wird möglichweise durch die ständige Verfügbarkeit von Futter die
Verdauungsenzymkapazität überfordert und eine effiziente Nutzung des
aufgenommenen Futters ist zeitweise nicht gewährleistet. Dies ist besonders
wichtig im Hinblick auf die Fütterung mit MDs da eine "Überfütterung" zum einen
zu einer unnötigen organischen Belastung der Wasserkörper führt, aber auch
vermeidbare Kosten für nicht optimal genutztes Futter entstehen.
Tagesperiodischer Rhythmus der
Trypsinaktivitäten bei Sardinenlarven (Sardina pilchardus) von einer
Driftstation im Atlantik vor Spanien über den Zeitraum von 48 Stunden. Eine Larvenkohorte wurde mit
Hilfe einer Driftboje markiert und über einen Zeitraum von etwa 48 Stunden
beprobt. Hier wurde erstmalig ein klarer Hinweis für einen natürlichen
Biorhythmus der Trypsinaktivitäten für in der Natur aufwachsende marine
Fischlarven gezeigt, in diesem Fall für
Sardinenlarven (Sardinus pilchardus,
Ueberschär, B. 1995: The use of tryptic enzyme activity measurement as a
nutritional condition index: laboratory calibration data and field application.
ICES-Journal of Mar. Sc., 201, 119-129).
Um mehr über die Verhältnisse bei
marinen Fischlarven unter Aquakulturbedingungenzu erfahren, wurden Goldbrassenlarven (Sparus aurata)
aufgezogen und mehrere Beprobungsserien über einen Zeitraum von mindestens
18 h im Stundenrhythmus bei unterschiedlich alten Stadien und unter
Berücksichtigung von Futterrationen und Art des Futters vorgenommen. Es ist
wichtig, diese Untersuchungen bei unterschiedlichen Futterregimen vorzunehmen,
da sich die Fütterungsprotokolle bei Lebendfütterung und bei der Fütterung mit
Micro-Diets grundsätzlich unterscheiden. Zudem kann davon ausgegangen werden,
dass sich die Verdauungsenzymkapazität mit zunehmendem Alter signifikant erhöht,
so dass der Tagesrhythmus in der Verdauungskapaziät für verschiedene
Altersklassen ermittelt werden sollte. Aus den Ergebnissen können dann
Fütterungsempfehlungen für die verschiedenen Entwicklungsstadien der
untersuchten Arten abgeleitet werden, die Ergebnisse können aber auch exemplarischen Charakter
haben.
Tagesperiodischer Rhythmus der Trypsinaktivitäten bei 26 Tage Goldbrassenlarven (Sparus aurata), bei Artemiafütterung (07:15, 14:20 and 22:00, rot) und bei der durchgehenden Fütterung (7:15 - 22:00) ausschließlich mit Micro-Diets (blau). Die violette Linie dicht an der x-Achse zeigt die Aktivitäten der ungefütterten Gruppe. Die gestrichelten Geraden zeigen die gemittelte Trypsinaktivität über den gesamten Beobachtungszeitraum für beide Futterregime.
Erste Ergebnisse aus diesen Experimenten zeigen beispielhaft an Goldbrassenlarven einen klaren Rhythmus der Trypsinaktivität über den beprobten Zeitraum bei der Fütterung mit Lebendfutter bzw. mit Micro-Diets (Abbildung oben). Obgleich hier zwei sehr unterschiedliche Futterarten und Fütterungschemata angewendet wurden (Lebendfutter, Artemia Nauplien, 3 Fütterungszeiten bzw. ständig verfügbare Micro-Diets) ähneln sich die Schwankungen der Trypsinaktivitätswerte im Tagesverlauf stark. Dieses Ergebnis kann als wichtiger Hinweis verstanden werden, dass es im Tagesverlauf Phasen gibt, in denen der Trypsinogenpool vorübergehend erschöpft sein kann, bzw. die Verdauungskapazität begrenzt ist. Eine Fütterung in dieser Phase wäre dann aus physiologischen und ökonomischen Gründen wenig sinnvoll. Weitere Untersuchungen zu diesem Thema werden zeigen, wieweit Fütterungspausen besonders bei der Fütterung mit Micro-Diets sinnvoll sind.
Eine Veröffentlichung zu den im ProLarva-Projekt erzielten Ergebnissen kann hier eingesehen werden.